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Tinnitus Beratungszentrum München - Praxis Dr. med. Carl Thora




Tinnitus – die Psycho-Macke?


Viele Betroffene fragen immer wieder, ob sie psychisch krank sind, weil sie einen Tinnitus haben. Und andere sind sehr erstaunt darüber, dass Tinnitus etwas mit der Psyche zu tun haben soll – schließlich hören sie ja ein Geräusch in den Ohren!

Beides ist natürlich so nicht richtig!

Vereinfacht kann man folgendes sagen:

Tinnitus mag in den Ohren ausgelöst werden, aufrechterhalten wird er aber zwischen den Ohren! 

Damit ist gemeint, dass die Aufrechterhaltung des Tinnitus eine Frage von zentralen Verarbeitungsprozessen ist, die wir uns in den folgenden Kapiteln anschauen werden. 

Das Tinnitus-Signal entsteht nicht, wie viele annehmen im Ohr, da wird es nur wahrgenommen. Letztendlich ist die bewusste Wahrnehmung des Tinnitus-Signals die Folge eines unwillkürlich losgetretenen Verstärkungsprozesses. Und um diesen Verstärkungsprozess wieder abzubauen, was ja letztendlich das Ziel der Tinnitus-Bewältigung und dieses Programms ist, müssen wir mit psychotherapeutischen Mitteln arbeiten.

Damit ist aber nicht gemeint, dass Sie sich auf die berühmte Couch legen und über ihre frühe Kindheit berichten sollen. 

Es geht einfach darum, bestimmte Techniken zu erlernen und vor allem, diese regelmäßig anzuwenden.

Was es natürlich gibt ist, dass Menschen, die eine psychische Störung haben auch unter einem Tinnitus leiden können. So nehmen z. B. 51% der Patienten, die eine Angststörung haben, auch einen Tinnitus wahr. 

Wobei hier anscheinend die ängstliche Selbstbeobachtung, die diese Patienten meist ziemlich intensiv betreiben, eine entscheidende Rolle spielt.

Man kann natürlich auch, wie es auf bayerisch heißt „Läus’ und Flöh’“ haben; das bedeutet, eine psychische Störung und ein chronischer Tinnitus bestehen gleichzeitig, ohne dass das eine direkt etwas mit dem anderen zu tun hat. 
Wie Sie ja schon erfahren haben, sind chronische Konflikte ein “Risikofaktor”. 

Es gibt auch die Kombination, dass bei jemandem, der unter solchen Konflikten leidet und der einen Tinnitus entwickelt, dieser Tinnitus sozusagen als Ventil dient. Der Tinnitus als ein greifbares Symptom (im Gegensatz zu den oft nicht greifbaren Konflikten) wird dann zum Stellvertreter und das eigentliche Problem sind nicht die Ohrgeräusche sondern diese Konflikte. Dies kann man sich wie bei einem Teekessel vorstellen: Das Wasser wird wärmer und immer wärmer und irgendwann kocht es und der Teekessel - er pfeift!

Was wir aber sehr häufig beobachten sind so genannte reaktive Störungen, vor allem bei den schwer Betroffenen. Reaktiv bedeutet, dass die Störung als Reaktion auf den Tinnitus aufgetreten ist. Schwer Betroffene beschreiben häufig Symptome wie Schlafstörungen, niedergedrückte Stimmung, sozialen Rückzug, ständiges Grübeln, Gereiztheit und einen Verlust von Antrieb und Interesse. Das alles ist bei jemandem, der schwer betroffen ist ja auch nachvollziehbar.

Genau diese Symptome sind zusammengenommen aber die einer Depression; wobei diese Depression dann aber natürlich nichts mit frühkindlichen Erlebnissen oder einer „Psycho-Macke“ zu tun hat. Sie ist dann die Folge der ständigen Beschäftigung mit und der Beeinträchtigung durch den Tinnitus.

Sehr häufig sind auch sog. Anpassungsstörungen, das bedeutet Schwierigkeiten, sich an den Tinnitus und die Beeinträchtigungen hierdurch anpassen zu können. Die Symptome hierbei sind meist leichte depressive oder ängstliche Symptome, Gereiztheit und Überempfindlichkeit, Schlafstörungen etc. Auch hier sind die Symptome die Folge des Tinnitus und für die meisten logisch nachvollziehbar. Allerdings wissen die meisten Betroffenen gar nicht, dass sie eine Anpassungsstörung oder Depression haben; sie denken einfach: „das ist halt so“.

Gegen Depressionen und Anpassungsstörungen kann man aber natürlich etwas unternehmen; es gibt hilfreiche Medikamente, unter Umständen können auch Gespräche helfen.

Daher ist es wichtig, vor allem für die schwer Betroffenen, dass Sie mit einem Fachmann reden und sich die entsprechenden Hilfen holen. 

Mit Hilfe des Fragebogens können Sie Ihren Schweregrad relativ einfach einschätzen und feststellen, zu welcher Gruppe der Betroffenen Sie gehören.


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