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Tinnitus Beratungszentrum München - Praxis Dr. med. Carl Thora




Was bedeutet Tinnitus?


Der Ausdruck Tinnitus ist eigentlich nur eine Beschreibung. Wie die Packungsbeilage eines Medikaments oder der Ausdruck Kopfschmerzen.
Der Ausdruck allein beschreibt nur ein Phänomen. Er sagt nichts aus über die Ursache, nichts über den weiteren Verlauf oder die Konsequenzen.

Tinnitus kommt vom lateinischen Wort: „Tinnire“, das bedeutet klingen oder tönen. Einen Tinnitus zu haben heißt: Man hört ein Geräusch ohne eine äußere Schallquelle.

Und da beginnt schon eines der Hauptprobleme: Man hört etwas, was die anderen nicht hören. Das heißt, die anderen, also diejenigen, die keinen Tinnitus haben, wissen gar nicht, wie sich das anfühlt und –hört. Und noch schlimmer, wenn ich etwas höre, was die anderen nicht hören, dann kann mich das leicht in eine sehr gefährliche Ecke stellen. In die Psycho-Ecke.
Die meisten meiner Tinnituspatienten würden ihren Tinnitus liebend gern gegen einen Arm in Gips eintauschen...

Aber Achtung:
Die Tatsache, dass ich etwas höre, was die anderen nicht hören, bedeutet nicht, dass es nicht da ist!

Was vor allem aber die Nicht-Betroffenen nicht nachvollziehen können ist, wie sehr der Tinnitus nervt. Hierfür gibt es auch eine kleine Übung, die allerdings nicht sehr nett ist: Wenn Ihnen jemand sagt, dass er sich nicht vorstellen kann, wie das mit dem Tinnitus ist, dann machen Sie folgendes:
 
Pfeifen Sie recht laut und vor allem hören Sie nicht auf. Nach kurzer Zeit wird Ihr Gegenüber sagen, „es reicht“. Dann bitte weiter pfeifen, solange bis der andere ungehalten wird und sagt: „Ja, ist ja gut, jetzt hör auf!“; dann immer noch weiterpfeifen, bis der andere genervt und richtig böse wird. Dann können Sie aufhören zu pfeifen und sagen: “Siehst Du, ich kann wenigstens aufhören zu pfeifen, den Tinnitus in meinem Kopf kann man aber nicht abstellen“. Diese Übung ist zwar drastisch, aber sehr sehr lehrreich...

Wie bereits erwähnt bedeutet Tinnitus: Ein Geräusch ohne eine äußere Schallquelle.
Was damit aber fast immer gemeint ist, ist der subjektive Tinnitus; also der, bei dem es keine Geräuschquelle gibt, nichts, was mechanische Schwingungen und somit Schallwellen auslöst. Aber das bedeutet nicht, dass diese Geräusche nicht da sind. Mit Spezialuntersuchungen kann man nachweisen, dass bei Tinnituspatienten die Hörrinde, also der Teil des Gehirns, in dem Geräusche bewusst wahrgenommen werden, aktiv ist, obwohl im Ohr keinerlei Aktivität zu verzeichnen ist. 

Sehr selten gibt es den so genannten objektiven Tinnitus. Das ist ein Geräusch, das im Körper selbst produziert wird und das man dann hören kann (das also auf einer mechanischen Geräuschquelle basiert).
Das besondere am objektiven Tinnitus ist, dass dieses Geräusch mit Mikrofonen aufgezeichnet werden kann und vor allem, dass die Ursachen in der Regel zu behandeln sind, wenn es unbedingt sein muss. Aber auch der objektive Tinnitus ist genauso zu bewältigen wie der Subjektive.

Der Begriff Tinnitus sagt aber noch nichts über die Ursache aus. Tinnitus ist nur eine Bezeichnung für ein Symptom, also wie Kopfschmerzen. Tinnitus sagt nichts über die Art und Lautstärke oder den Klang des Geräusches aus. Es ist leider so, dass wir nur selten mit absoluter Gewissheit sagen können, was letztendlich die genaue Ursache des Tinnitus ist.
Allerdings ist das für die Behandlung des chronischen, also des bleibenden Ohrgeräusches auch nicht von Bedeutung, außer natürlich in den Fällen, in denen eine behandelbare Ursache zu Grunde liegt, was allerdings beim chronischen Tinnitus nur sehr selten der Fall ist.

Der Tinnitus selbst kann alle möglichen Formen annehmen: Pfeifen, Rauschen, Zischen, Brummen, Plätschern, Summen, die Liste der Geräusche ist schier endlos. Im Bezug auf die Geräusche kann man eigentlich nur sagen, es gibt nichts, was es nicht gibt. Am häufigsten ist ein eher hochfrequentes Geräusch mittlerer Lautstärke.

Aus therapeutischer Sicht wird nach zwei Formen unterschieden: 

Der chronisch dekompensierte und der chronisch kompensierte Tinnitus

Der dekompensierte Tinnitus ist derjenige, der Sie dazu gebracht hat, sich dieses Programm zu kaufen und der Sie in Behandlung führt: Dekompensiert bedeutet, dass sie darunter leiden und dass ihr Leben dadurch mehr oder weniger beeinträchtigt wird.
Im Gegensatz dazu ist ein chronisch kompensierter Tinnitus derjenige, den Sie zwar schon länger haben, der Ihnen nichts ausmacht und emotional nicht mehr negativ besetzt ist, sozusagen emotional entkoppelt. Das ist ein Tinnitus, der Sie nicht in Ihrer Lebensführung beeinträchtigt. Die Kompensation des Tinnitus ist bereits der Zustand, in dem Sie ihn öfter „vergessen“ können.
Den Tinnitus zu einem kompensierten Tinnitus zu machen und ihnen beizubringen, wie sie ihn zunehmend wieder “vergessen” können, ist das Ziel dieses Programms.

Und noch einige Begriffe, die Ihnen vielleicht über den Weg laufen (und die gern Anlass für Verwirrung sind):
Akuter, subakuter und chronischer Tinnitus: 

Man spricht innerhalb der ersten 3 Monate von einem akuten Tinnitus. Wenn der Zeitraum länger als drei Monate, aber kürzer als 6 Monate beträgt, dann nennt man den Tinnitus subakut. Und Ohrgeräusche, die länger als 6 Monate andauern, werden als chronischer Tinnitus bezeichnet.

Wichtig ist hier, dass diese Bezeichnungen aber willkürlich von den Tinnitusforschern gewählt wurden. Es bedeutet nicht, dass ein akuter Tinnitus weniger schlimm ist als ein subakuter oder chronischer; oder andersherum: Chronisch ist viel schlimmer als akut...

Diese Bezeichnungen beziehen sich nur auf die Zeitdauer des Tinnitus, also wie lange Sie ihn schon haben.  Nicht darauf, wie lange Sie ihn haben werden!

Leider kursiert das hartnäckige Gerücht, dass ein Tinnitus der länger als 3 Monate dauert, auf gar keinen Fall mehr “weggeht” und man sich nur irgendwie damit “arrangieren” kann.
Das ist so nicht richtig. Man kann jeden Tinnitus bewältigen, egal ob leise oder laut, kurz oder lang! Lassen Sie sich von solchen Aussagen bitte nicht ängstigen.

Hierzu ein ganz einfaches Rechenbeispiel:
Wie Sie noch erfahren werden, haben in Deutschland ca. 2,7 Millionen Menschen einen chronischen Tinnitus, also einen, der länger als ein halbes Jahr andauert.
Jedes Jahr erkranken ca. 340.000 Menschen an einem neuen chronischen Tinnitus.
Beide Zahlen sind im Verlauf der letzten Jahre gleich geblieben. 

Würde die Aussage stimmen, dass der chronische Tinnitus nicht mehr weggehen kann, dann müssten ja diese 2,7 Millionen entweder immer mehr werden, oder es müssten jedes Jahr 340.000 Betroffene sterben. Und das ist natürlich nicht der Fall!


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