Was soll ich bei akutem Tinnitus tun?
Zunächst sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen, der Sie gründlich untersucht. Im Rahmen dieser Untersuchung wird er Ihr Gehör prüfen und feststellen, ob Ihr Gehör gelitten hat.
Am häufigsten tritt Tinnitus als Folge einer Lärmbelastung auf oder es kommt in seltenen Fällen in Folge einer plötzlichen einseitigen Hörminderung (Hörsturz) zu einem Tinnitus. Hierbei ist auch das Gehör beeinträchtigt.
Ist dies der Fall, wird Ihr HNO-Arzt Ihnen Therapiemaßnahmen vorschlagen. In der Regel eine Infusionsbehandlung und/oder eine sogenannte HBO (Hyperbare Sauerstoff Therapie).
Bei der Infusionsbehandlung wird Cortison und eine spezielle Flüssigkeit gegeben, die das Blut besser fließen lässt. Diese Maßnahmen sollen darauf abzielen, das geschädigte Ohr mit mehr Sauerstoff zu versorgen und so einen Schaden an den Sinneszellen zu behandeln.
Da sich die akute Hörminderung nach einem Lärmtrauma oder Hörsturz allerdings innerhalb einer kuren Zeit von selbst zurückbilden können, ist schwierig zu entscheiden,bei wie vielen Patienten die Infusionstherapie überhaupt wirksam ist. Empfehlenswert ist sie aber bei einer akuten Hörminderung allemal.
Anders sieht es aus, wenn sie einen akuten Lärmschaden haben; das bedeutet, wenn sie plötzlich einem extrem lauten Geräusch ausgesetzt waren (Feuerwerkskörper, o.ä.). Die Patienten beschreiben hier meist einen scharfen, stechenden Schmerz im Ohr und anschließend ein dumpfes Gefühl im Ohr, oft begleitet von einem Tinnitus. Bei einer akuten Lärmschädigung zeigt die hyperbare Sauerstoffbehandlung deutliche Therapieerfolge.
Sehr häufig beschreiben Patienten, dass sie nach dem Besuch eines Rockkonzerts oder einer Disco oder nach dem Bohren mit der Bohrmaschine ein dumpfes Gefühl in beiden Ohr haben und einen Tinnitus hören. Dieses Phänomen hält für einige Stunden an und verschwindet dann wieder. Sollten Sie am nächsten Morgen immer noch das dumpfe Gefühl haben, dann suchen Sie ihren HNO-Arzt auf.
Das besondere Problem bei Tinnitus ist, dass wir nur in einem Teil der Fälle genau wissen, was die Ursache ist und diese dann behandeln können.
Darum ist es wichtig einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufzusuchen und sich untersuchen zu lassen.
Sie müssen nicht alles stehen und liegen lassen und sofort in die nächste Praxis oder Klinik fahren, aber Sie sollten sich andererseits auch nicht wochenlang Zeit lassen. Wir raten dazu eine Nacht darüber zu schlafen und wenn der Tinnitus am nächsten Morgen immer noch da ist, dann sollten sie in eine HNO-Praxis oder HNO-Klinik gehen.
Oder kurz gesagt: Eile, aber keine Hektik!
Eine Ausnahme ist, wenn der Tinnitus mit starken Schmerzen oder einem starken Schwindelgefühl verbunden ist, wobei mit starkem Schwindel ein Drehschwindel gemeint ist, der so stark ist, dass Sie nicht mehr gerade gehen können. In diesem Fall sollten Sie sofort einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen.
Noch mal in Kurzform:
Bei akutem Tinnitus sind 3 Dinge wichtig:
- Bewahren sie die Ruhe (die Innere!) und gönnen Sie sich eine Pause
- Suchen Sie Ihren HNO-Arzt auf
- Leben Sie ganz normal weiter!
Als akute Behandlung wird der HNO- Arzt meist eine durchblutungsfördernde und abschwellende Maßnahme vorschlagen. Der Sinn ist, durch die bessere Durchblutung die Haarzellen mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen und zu hoffen, dass sie sich so erholen können.
Es gibt viele unterschiedliche Medikamente die hierbei gegeben werden, am häufigsten die Infusionsbehandlung mit einem Stoff namens Hydroxyaethylstärke oder HAES.
Kombiniert wird diese Behandlung meist mit Cortison, das ebenfalls helfen soll, die geschädigten Haarzellen zu regenerieren.
Es werden mehrere Infusionen an darauf folgenden Tagen gegeben (in der Regel 10 Stück) und der Cortisonanteil wird stufenweise verringert.
Sinnvoll ist diese Behandlung allerdings nur im akuten Stadium, also kurz nach einem Lärmschaden oder einem Hörsturz, d.h. in den ersten Tagen bis Wochen.
Es gibt noch eine ganze Reihe von anderen Medikamenten die gegeben werden. Allerdings wurde in Studien festgestellt (wenn diese Studien korrekt durchgeführt wurden), dass es außer den Infusionen mit Cortison kein Medikament gibt, dass eine bessere Wirkung hat, als ein Placebo, also ein Scheinmedikament.
Bei all diesen Medikamenten finden wir eine Wirkung bei bis zu ca. 30% der Betroffenen, die sie einnehmen, auch bei den Placebo-Medikamenten.
Bitte verstehen Sie mich richtig: Eine Placebowirkung bedeutet nicht, dass es eine schlechte oder scheinbare Wirkung ist oder dass diese Wirkung nicht von Dauer ist. Jede Wirkung ist erwünscht, Hauptsache es geht Ihnen besser! Es ist nur so, dass 30% natürlich nicht besonders viel sind und diese Wirkung nicht unbedingt auf diese Medikamente zurück zu führen ist.
Am bekanntesten sind die Extrakte des Lebensbaumes, ginko biloba, in Deutschland vor allem bekannt unter dem Markennamen Tebonin ™.
Diese Medikamente sollen die so genannte Mirkozirkulation beeinflussen, also den Blutfluss in den allerkleinsten Gefässen.
Oft werden auch Medikamente gegeben, die die Hirnleistung allgemein verbessern sollen in der Hoffnung, so die „gestörte Übertragung“ im Gehirn zu normalisieren.
Oder die Alpha-Liponsäure. Das ist ein Medikament, dass normalerweise bei Patienten gegeben wird, die, meistens infolge eines Diabetes (Zuckerkrankheit), Nervenschäden vor allem an den Füßen bekommen, die sog. Diabetische Polyneuropathie.
Hyperbare Sauerstoff Behandlung (HBO)?
Eine HBO ist die Behandlung die vorgeschlagen wird, wenn die Infusionsbehandlung keinen Erfolg gebracht hat (also als 2. Stufe der Akutbehandlung) oder als Behandlung bei Lärmtraumata.
Hierbei geht es darum, das Innenohr mit so viel Sauerstoff wie möglich zu versorgen, um den Haarzellen zu helfen, sich zu erholen. Aber auch hier gilt, dass es nur funktionieren kann, wenn ein akuter Schaden vorliegt. Wenn die Haarzelle erst einmal ganz kaputt ist, dann hilft auch kein Sauerstoff mehr.
Bei der HBO werden die Betroffenen in einer Druckkammer auf einen Druck gebracht, der einer Wassertiefe von 10 Meter entspricht und dabei wird reiner Sauerstoff eingeatmet. So kann die Sauerstoffkonzentration im Blut auf das 400-fache angereichert werden.
Nachgewiesen ist ein Effekt allerdings nur bei akuten Schädigungen der Haarzellen (Lärmschaden, Knalltrauma, Hörsturz, etc.) und vor allem am Anfang. Wenn Sie einen chronischen Schaden haben, dann lassen die positiven Effekte deutlich nach und die Wirksamkeit ist deutlich geringer.
Auch zahlen die Krankenkassen nur in Ausnahmefällen eine Druckkammerbehandlung und die Behandlung ist mit ca. 150 € pro Sitzung sehr teuer.